info@chaf.ch

Homeoffice auch beim Bunker

...In vielen Epochen zu Hause...

Was vielfach vergessen wird, eine seriöse Bunkerrestauration findet nicht nur vor Ort im Bunker oder der Werkstatt statt. Alle Arbeiten sind verbunden mit zum Teil tagelanger Arbeit im heimischen Büro. Dazu gehören  zum Beispiel die Anfragen in den verschiedenen Archiven, Studium der historischen Dokumente aus der Bauzeit und von der ehemaligen Truppe, Vergleiche von anderen Anlagen, Materialbestellungen und auch die Arbeitsplanung.

Dieser Beitrag zeigt Anhand der Reproduktion der Panorama-Ausrüstung was darin zum Teil für Arbeit steckt.

Trotz intensiver Suche in den Archiven, konnte die originale Panorama-Ausrüstung für den Bunker Kirchtannen nicht mehr beschafft werden.  So gab es für unsere Restauration also nur den Weg der möglichst originalgetreuen Reproduktion.

Doch zuerst, was ist die Panorama-Ausrüstung?

Jede Waffe im Bunker, sei es Maschinengewehr oder Panzerabwehrkanone benötigte zum Einrichten der Waffe eine individuelle Panorama-Ausrüstung.
Zu Zeiten des zweiten Weltkrieges bestand diese aus:

1: Photopanorama
Dies ist ein Bild aufgenommen aus der Scharte in welchem die vordefinierten Ziele eingezeichnet sind. Das Bild zeigt eigentlich einen Blick aus dem Bunker in den Zielraum der Waffe.

2: Zielverzeichnis
Das Zielverzeichnis enthält die für die vordefinierten Ziele einzustellenden Werte für das Zielfernrohr der Waffe. 

3: Schiesskarte
Die Schiesskarte zeigt den Zielraum aus der Vogelperspektive und damit die Bereiche, die mit der Waffe nicht beschossen werden können (schusstote Räume)

4: Panoramatafel
Die Panoramatafel befindet sich an der Waffe und dient zu dessen Einrichtung über das Fadenkreuz. 

In unserem Fall muss die gesamte Panoramaausrüstung neu erstellt werden.
Dies geschied unter anderem anhand von vergleichbaren Originalen und gemäss dem originalen Dokument “Vorschriften zur Herstellung der Panorama-Ausrüstungen”

Die grösste Herausforderung war aktuell das Erstellen des Photopanoramas. Die Landschaft hatte seit dem Ende des zweiten Weltkrieges massiv verändert. So wurde auch das Atomkraftwerk Leibstadt direkt im Zielgebiet des Bunker Kirchtannen erbaut.
Nach dem Erstellen der Bilder mussten diese also durch eine Foto-Retusche in die Zeit von 1945 zurückversetzt werden. 
Danach galt es die Ziele gemäss Reglement zu bestimmen und in das gealterte Photo einzuzeichnen. 
Für die Schiesskarte konnten wir zum Glück auf Luftbilder von 1939 zurückgreifen.

Im Vergleich zu 1945 hatten wir den Vorteil, dass wir für diese Arbeiten die Hilfe von Computer nutzen konnten. Dennoch wurden für die Erstellung
von Photopanorama, Schiesskarte und Zielverzeichnis einige Tage Arbeit aufgewendet. 

Nach dem Erstellen und Drucken der Bilder galt es noch die originalgetreuen Bilderrahmen herzustellen. 
Auch hier hatte wir das Problem, dass es solche nicht einfach zu kaufen gab. Somit musste bei einem Schreiner die Holzleisten nach einem Original-Muster hergestellt werden.
Für die Montage an der Wand wurden spezielle Bilderwinkel verwendet. Die Winkel halten einerseits den Rahmen zusammen, sorgen aber auch für einen Abstand zur Wand. So das keine Feuchtigkeit der Wände den Bildern schaden kann.
Diese Winkel haben wir mittels CAD aufgezeichnet und durch einen Lieferanten mit Hilfe eines Laser aus Aluminium zuschneiden lassen. 
Die Nachbearbeitung durch Biegen in die endgültige Form haben wir in unseren eigenen Werkstatt erledigt. 

Nach dem Zusammenbau der Rahmen und Lackierung mit Holzschutz erfolgte die Montage im Bunker. 
Ein Ergebnis das sich sehen lässt! Jedoch wird kein Besucher je erfahren wie viel Arbeit in solchen “kleinen” Details steckt. 

Erstellt wurden bis jetzt: 

-Photopanorama, Schiesskarte und Zielverzeichnis für die Befestigungskanone
-Photopanorama, Schiesskarte und Zielverzeichnis für das Maschinengewehr
-2x Photopanorama (BK und Mg) und Zielverzeichnis im Beobachter

Ausstehend sind noch die Reproduktion der 3 Panoramatafeln für die Waffenmontage. Diese nach Fertigstellung auf eine Aluminiumtafel gedruckt und an der Waffe aufgespannt.
Dazu werden wir nach Abschluss der Arbeiten aber noch einen eigenen Beitrag veröffentlichen.